Von den Märchen von Hans Christian Andersen gefiel mir am besten die Schneekönigin. Die kleine Meerjungfrau war mir zu traurig und das Mädchen mit den Schwefelhölzchen brachte mich immer zum Weinen.
Wenn man die Biografie von H.C.A ansieht, kann man vielleicht nachvollziehen, weshalb seine Märchen so traurig waren, hatte er selbst ein schweres armes Leben hinter sich.
Am 2. 4.1805 auf der dänischen Insel Flynn wurde er geboren. Sein Vater war ein armer Schuster und seine Mutter eine alkoholkranke Wäscherin.
Durch die ärmlichen Verhältnisse war es ihm kaum möglich die Schule zu besuchen.
Als er 11 Jahre alt war starb sein Vater und und um sich seine Mutter zu ernähren arbeitet der Junge in einer Fabrik.
Mit 14 schrieb er bereits kleine Gedichte. Aber erst 1822 wurde er von dem dänischen König Friedrich VI unterstützt, dem seine Begabung aufgefallen war.
Nur
ein Traum
Die
alte Frau sitzt in ihrem gemütlichen Sessel und beobachtet die
dicken Schneeflocken. Beruhigend ist es das leichte Schweben der
Flocken zu beobachten. Ruhe zieht in ihr Herz.
Leise
öffnet sich die Tür und ihre Enkelin Steffi kommt ins Zimmer.
„Schon
zurück vom Schlittenfahren?“
„Ja,
es war soooo schön, aber nun bin müde und mich friert. Liest du mir
eine Geschichte vor?“
Steffi
klettert auf den Schoß und kuschelt sich an sie.
Die
Oma nimmt das große Geschichtenbuch, das immer griffbereit auf einem
kleinen Tischen neben ihr liegt und beginnt zu lesen.
Das
Märchen von dem Mädchen mit den Schwefelhölzern.
Als
sie die Geschichte zu Ende ist laufen große Tränen über Steffis
Gesicht.
„Das
arme Mädchen, warum hat ihr denn niemand geholfen?“
„Nun
die meisten Menschen waren früher arm und die wenigen reichen hat es
nicht gekümmert.“
„Das
war aber gemein!“
Die
Mutter steckt den Kopf durch die Tür.
„Wer
will Kakao und Plätzchen.“
„Ich!“
jubelt Steffi und für den Moment ist das arme
Mädchen
vergessen.
Fest
ihren Teddy an sich gedrückt kuschelt sich Steffi in die Kissen und
ist bald eingeschlafen.
Steffi
erwacht und sieht sich verwundert um. Sie befindet sich in einer
fremden Stadt.
Viele
Menschen hasten um sie herum und werfen ihr verwunderte Blicke zu.
Seltsam sind diese Menschen gekleidet, als stammten sie aus einem
anderen Jahrhundert.
Ein
eisiger Wind saust durch die Straßen und sie ist froh, dass sie ihre
dicke Daunenjacke und die warmen Pelzstiefel anhat
Tief
zieht sie die Kapuze ins Gesicht, um sich vor den gierigen eisigen
Fingern des Windes zu schützen.
Mit
tief gesenktem Kopf eilt Steffi durch die Straßen, da sieht sie ein
kleines Licht aufblitzen.
Sie
folgt ihm in die kleine Gasse und sieht ein kleines Mädchen,
spärlich bekleidet mit nackten Füßen, das in der Ecke kauert und
ein langes Streichholz hoch hebt.
Mit
glücklichem Gesicht starrt es auf die graue zerbröckelte Mauer und
streckt voll Wohlbehagen die nackten blau gefrorenen Füße aus.
Nun
weiß Steffi wer das Mädchen ist. Es ist das kleine Mädchen mit den
Schwefelhölzern und sieht gerade den warmen Kamin, an dem sie ihre
Füße wärmen will.
Das
Hölzchen erlischt und das Mädchen ist traurig.
Schnell
zündet es ein neues Hölzchen an und schon
strahlen
ihre Augen.
Steffi
weiß, dass sie nun das warme Zimmer mit dem geschmückten
Weihnachtsbaum sieht und sie will zu ihr eilen und sie in ihre warm
Daunenjacke hüllen, doch ihre Füße sind wie festgewachsen.
Das
Hölzchen erlischt und schnell leuchtet das nächste auf.
Das
Mädchen aber beginnt zu strahlen und streckt sehnsüchtig die Arme
aus.
„Nun
sieht sie ihre Großmutter und bald wird sie sterben,“ denkt Steffi
und will zu dem Mädchen eilen.
Doch
sie kann nicht.
Das
Licht erlöscht und das Mädchen sinkt zurück und Steffi weint und
weint und weint.
„Steffi,
Steffi wach auf, du hast einen Albtraum!“
Das
Mädchen schlägt die Augen auf und sieht in das erschrockene Gesicht
ihrer Mutter.
Die
Mutter nimmt sie in die Arme und wiegt sie beruhigend.
Es
dauert lange bis das Mädchen wieder eingeschlafen ist.
Am
nächsten Morgen ist Steffi sehr blass und still.
Die
Mutter und die Großmutter sehen sich besorgt an.
Und
die Großmutter hat ein schlechtes Gewissen. Sie weiß doch wie
empfindsam die kleine Steffi und hätte ihr niemals diese traurige
Märchen vorlesen dürfen.
Nach
dem Frühstück nimmt sie das Mädchen an der Hand und führt sie in
ihr Zimmer.
Dort
setzt sie sich mit ihr in den Lehnstuhl und fragt leise.
„Willst
du mir deinen Traum erzählen?“
Und
stockend beginnt die Kleine zu erzählen und wieder laufen ihr die
Tränen über das Gesicht.
Behutsam
wischt die Oma die Tränen ab und sagt leise.
„Das
Mädchen mit den Schwefelhölzern ist nur ein Märchen und Märchen
kann man nicht verändern
Aber
Hans Christian Andersen hat diese Geschichte geschrieben um die
Menschen zum nachdenken anzuregen.
Wir
sollen nicht achtlos an Menschen die in Not vorübergehen.
Wir
sollen mit offenen Augen durch die Welt und wenn jemand in Not ist,
versuchen zu helfen.“
Steffi
denkt lange über die Worte ihrer Großmutter nach und dann nimmt
sich fest vor, immer mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.
©
Lore Platz 7.01.2019
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