Dieses
Jahr hat uns hier im Süden der Winter ja wirklich wieder einmal
besucht, auch wenn er es zeitweise ein bisschen übertreibt.
Also,
wer zuhause bleiben kann, sollte sich auf das Sofa kuscheln, einen
heißen Tee trinken und eine Geschichte lesen.
Zufällig
habe ich eine Geschichte für Euch, die davon erzählt ,wie es der
Eishexe einmal beinahe gelungen wäre die Weltherrschaft an sich zu
reißen.
Die
Zaubergeige
Mutter
Erde tritt aus ihrem Wolkenschloss und lässt zufrieden den Blick
über ihren Garten schweifen.
Vier
Beete liegen fein säuberlich nebeneinander.
Jeder
ihrer Söhne hatte sein eigenes Beet.
Bunt
und voller herrlicher Fülle wucherten tausende von Blumen und Blüten
auf dem Beet ihres Sohnes, dem Frühling.
Daneben
die satten Früchte und goldgelbes Getreide ihres Sohnes, dem Sommer.
Ihr
Sohn, der Herbst und auch der farbenprächtigste und fröhlichste
ihrer Söhne hatte sein Beet mit den schönsten Farben des
Regenbogens geschmückt.
Mutter
Erde lächelt, dann gleitet ihr Blick zum Beet ihres Sohnes, dem
Winter.
Schmucklos
und weiß war dieses und nur wenige Blumen streckten ihre Köpfe
hervor.
Eine
Gestalt kommt den Weg herauf.
Mutter
Erde beschattet die Augen.
Ihr
Sohn Winter kommt zurück.
Sie
hat ihn bereits gestern schon erwartet, sein Bett ist bereit.
Sie
dreht sich um und geht in die Küche.
Kurz
darauf poltert der Winter herein und brüllt:
„Wo
steckt er, der Nichtsnutz, der Bruder Leichtfuß, der Schelm!“
Mutter
Erde sieht ihn streng an.
„Ich
wünsche dir auch einen schönen Tag!“
Der
Winter errötet.
„Guten
Tag, Mutter.“
Müde
setzt er sich auf den Stuhl und nimmt einen Schluck von dem Eistee,
den ihm seine Mutter hingestellt hat.
Mutter
Erde blickt überrascht auf das Zepter, das ihr Sohn neben sich auf
den Tisch gelegt hat.
„Warum
hast du das Zepter nicht an deinen Bruder weitergegeben?“ fragt sie
erstaunt.
Der
Winter sieht sie finster an.
„Weil
mein Herr Bruder nicht am vereinbarten Treffpunkt aufgetaucht ist!“
Mutter
Erde setzt sich.
„Aber
er ist vor zwei Tagen aufgebrochen, um dich zu treffen.“
„Aber
er ist nicht gekommen,
wer weiß wo er sich herumtreibt, leichtfertig wie er ist.
Wahrscheinlich schäkert er mit den Töchtern der Sonne.“
Seine
Mutter schlägt mit der
Hand auf den Tisch, dass das Eis in dem Teeglas klirrt.
„Unsinn!
Wenn er auch nicht so schwerfällig ist wie du und gerne Späße
macht, so ist er doch pünktlich und gewissenhaft. Er weiß genau was
es für die Erde bedeutet, wenn sie aus dem Rhythmus kommt.“
Sie
steht auf und nimmt ihm das Glas ab, aus dem er gerade trinken
wollte.
„Geh
zurück auf die Erde, ich werde mich darum kümmern.“
Mit
einem Schnauben verlässt der Winter das Schloss, einen eisigen
Schauer hinter sich lassend.
Besorgt
sieht seine Mutter ihm nach, dann holt sie ihren Umhang und macht
sich auf den Weg zur Frau Holle.
Durch
wirbelnden Schnee folgt sie der Himmelstraße und betritt kurze Zeit
später das Haus von Frau Holle.
Diese
sitzt zusammen gesunken auf ihrem Sessel.
„Hallo
Mutter Erde,“ murmelt sie müde.
„Hallo,
Frau Holle, du siehst ja elend aus.“
„Ist
es ein Wunder? Mein Rücken schmerzt, meine Arme kann ich kaum noch
heben, vor lauter Betten ausschütteln und ich bin entsetzlich müde.“
Sie
schließt einen Moment die Augen.
„Was
ist nur mit deinen Kindern los? Ich weiß ja, dass der Winter und der
Frühling sich nicht vertragen, aber müssen wir darunter leiden.
Warum hat dein Sohn das Zepter noch nicht an seinen Bruder
weitergegeben?“
Sie
fährt sich stöhnend über den schmerzenden Rücken.
Mutter
Erde hat inzwischen Tee gekocht und beobachtet zufrieden wie sich
nach dem ersten Schluck ein seliges Lächeln über Frau Holles
Gesicht ausbreitet.
Dann
vertraut sie ihrer Freundin ihre Sorgen an.
Frau
Holle nickt ernst.
„Das
ist bedenklich, was kann geschehen sein? Der Frühling ist der
fröhlichste und leichtfertigste deiner Söhne und das ist wohl auch
der Grund, wieso er sich mit dem schwerfälligen Winter nicht
verträgt. Aber er würde nie seine Pflichten vernachlässigen. Es
muss ihm etwas zugestoßen sein.“
Sie
reißt den Mund zu einem herzhaften Gähnen auf und schlägt sich
erschrocken die Hand auf
den Mund.
„Entschuldige,
bitte! Aber ich bin sooo müde, doch bevor der Winter das Zepter
nicht abgibt, darf ich nicht schlafen und
so sehr meine Arme und mein Rücken schmerzen, muss ich auch die
Betten ausschütteln, denn die Pflanzen unter der Erde müssen gut
mit Schnee zugedeckt werden, damit sie vom Frost der Eishexe
geschützt sind.“
Mutter
Erde nickt ernst.
„Es
muss etwas passiert sein, wenn ich nur wüsste was?“
Frau
Holle zieht nachdenklich die Stirn kraus.
„Ob
die Eishexe dahinter steckt?“
Mutter
Erde winkt ab.
„Die
Eishexe hat nicht die Macht, dem Frühling zu schaden.“
„Täusche
dich nicht! Sie hat schon öfter geäußert sie möchte die
Weltherrschaft an sich reißen und wenn sie sich mit ihren Schwestern
verbündet, dann haben sie zusammen eine Menge Macht.“
„Die
Eishexe, die Meerhexe, die Moorhexe und die Feuerhexe, die Macht der
Vier,“ murmelt Mutter Erde.
Es
sind trübe und sorgenvolle Gedanken die sie beherrschen, als sie
Frau Holle verlässt.
Zuhause
sieht sie nach ihrem Sohn, dem Sommer. Liebevoll streicht sie im über
das Haar, das gelb wie der Weizen unter der Decke hervor schimmert.
Ein
sonniges Lächeln erscheint auf seinem Gesicht.
Durch
die Verbindungstür geht sie zu ihrem Sohn dem Herbst, dessen
karottenroter Schopf wie Stacheln nach allen Seiten absteht.
Ein
vergnügtes Grinsen liegt auf seinem Gesicht, als würde er selbst im
Traum noch etwas aushecken.
Im
Zimmer des Frühlings bleibt sie gedankenverloren stehen und sieht
sich um.
Fortsetzung folgt 9.01.2019
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