Mittwoch, 29. Januar 2020

Der Sohn des Wassermannes Teil 8





Einige Zeit später.
Liana ist es gelungen sich in die Herzen aller einzuschmeicheln.
Perlweiß behandelt sie wie ihre eigene Tochter, Lucinda fand in ihr eine verständnisvolle Freundin.
Für Meeresheld war sie wie eine kleine Schwester und selbst Algengrün betrachtete sie wohlwollend.
Nur Seerose begegnete ihr mit gemischten Gefühlen.
Und dann brach das Unglück über den kleinen See.





Liana ist es gelungen Lucinda durch den Tunnel in das offene Meer zu locken, wo sie von einigen Piraten gepackt und in die dunklen Gründe des schwarzen Meeres gebracht wird.
Liana aber kehrt schnell in den See zurück, bevor jemand ihre Abwesenheit auffällt.
Lucinda liegt gut verschnürt in der Ecke einer Grotte und blickt angstvoll auf die beiden Muränen, die mit boshaft funkelnden Augen und hämisch grinsend um sie herum schwimmen.
Ihr spitzen kleinen Zähne blitzen in dem brackigen Wasser.
Friss, Schnapp, verschwindet!“
Silvana betritt die Höhle und betrachtet die junge Frau spöttisch.
Nun meine Schöne, bald ist es aus mit euch und euer geliebter Gemahl wird euch nicht retten können.
Er wird euch bald vergessen haben und meine bezaubernde Liana heiraten und durch sie werde ich die Macht über diesen hochnäsigen Algengrün bekommen. Hahahahaaaa!
Sie gibt ihren Haustieren einen Wink.
Bewacht sie, aber tut ihr nichts zu leide.
Vielleicht brauchen wir sie noch.
Später dürft ihr sie dann verspeisen, erst mal sehen wie es meinem Täubchen geht.“
Sie verlässt die Grotte und die beiden Muränen kommen wieder bedrohlich näher.
Lucinda drückt sich angstvoll in die Ecke



Der „Schwarzer Tiger“ torkelt in die Felsengrotte, eine Flasche Rum in der Hand.
Verschwindet!“
Mit einer Handbewegung jagt er die Muränen aus dem Raum, dann stellt er sich schwankend vor die Gefangene.
Wie schön du bist! Fast so schön wie meine liebliche Eloise.
Ach sie war so wundervoll und wenn sie sang, dann musste man weinen.
Doch dann verlor sie ihre Stimme und ihre Schönheit und Silvana hat sie ihren Haustieren zum Fraß vorgeworfen.
Oh, meine herrliche Eloise!“ ruft er mit weinerlicher Stimme.
Er taumelt, dann beugt er sich zu Lucinda hinunter.
Diese wendet schnell den Kopf ab, um seinem stinkendem Atem auszuweichen.
Du bist auch wunderschön und wenn du lieb zu mir bist, dann werde ich dich vor Silvana beschützen.
Plötzlich zuckt ein Dolch auf und leise schreit die Wasserprinzessin auf.
Der Pirat lächelt dümmlich und säbelt ihre Fesseln durch.
Lucinda verhält sich ganz still, doch sobald sie frei ist, gibt sie dem Piratenkapitän einen Stoß.
Dieser stolpert und bleibt benommen liegen.
Vorsichtig späht die junge Frau hinaus ins das trübe schlammige Wasser und als sie niemanden bemerkt
schwimmt sie los.




Zum Glück ist sie eine geübte Schwimmerin und der Abstand zu der Grotte wird immer größer.
Hinter sich hört sie einen schrillen Schrei.
Ihre Flucht ist entdeckt worden.
Sie spürt wie das Wasser hinter ihr in Schwingungen gerät und als sie zurück blickt, sieht sie die beiden Muränen, die ihre Verfolgung aufgenommen haben.
Lucinda versucht noch schneller zu schwimmen, aber sie spürt, wie langsam ihre Kraft nachlässt.
Plötzlich, wie aus dem Nichts taucht neben ihr ein Delfin auf.
Halt dich an mir fest, ich bringe dich ans Ufer.“
Wie ein Pfeil schnellt er durch das Wasser und die jung Frau hält sich verzweifelt an seiner Flosse fest.
Dann tauchen Friss und Schnapp neben ihnen auf und umkreisen sie mit tödlich blitzenden Augen.
Der Delfin schreit auf einmal qualvoll auf und Blut sickert ins Wasser.
Silvanas Haustierchen haben ihn gebissen.
Schwimm nach oben, ich lenke sie ab!“ stöhnt der Fisch und Lucinda lässt ihn los und paddelt nach oben.
Friss folgt dem Delfin, der ohne das Mädchen nun viel schneller ist und Schnapp verfolgt Lucinda.
Lucinda nimmt alle ihre Kraft zusammen und taucht auf.
Sie spürt einen scharfen Schmerz am Hals, dann ist sie im seichten Wasser, wohin ihr die grässliche Kreatur nicht folgen kann.
Die wenigen Schritt bis zum Ufer taumelt die junge Frau, dann bricht sie zusammen.




Lucinda ist vor Erschöpfung eingeschlafen.
Als sie erwacht friert sie entsetzlich und als sie sich umsieht, liegt sie auf einem schneebedeckten Strand.
Entsetzt betrachtet sie ihre zerfetzten Kleider und der Albtraum der vergangenen Stunden fällt ihr wieder ein.
Mit einem Griff an den schmerzenden Hals stellt sie fest, dass das Amulett, das Meeresheld ihr gegeben hat nicht mehr da ist.
Die Muräne muss es ihr abgerissen haben und nun liegt es auf dem Grund des Meeres.
Doch ohne das Amulett konnte sie nicht zurück.
Fröstelnd schlägt sie die Arme um ihren eiskalten Körper und Tränen der Verzweiflung strömen über ihr Gesicht.