Samstag, 1. Februar 2020

Der Sohn des Wassermannes Teil 11







Lucinda wandert zügig voran.
Die wunderbar warme Kleidung schützt sie vor der schneidenden Kälte und sie ist voller Zuversicht.
Irgendwann würde sie den Weg in ihre Heimat wieder finden.
Tief in ihrem Inneren weiß sie, dass sie Meeresheld wieder sehen wird.
Als sie eine kurze Pause einlegt, um ein Rosinenbrötchen zu essen, bemerkt sie hinter sich den weißen Wolf.
Hastig packt sie ihr Bündel und hastet weiter durch den schneebedeckten Wald.
Hinter sich hört sie es donnern und blitzen und dichter Graupelregen versperrt dem Wolf die Sicht.
Lucinda lächelt.
Danke Graupel,“ flüstert sie und läuft weiter.
Am Abend legt sie sich in einer Höhle schlafen und sobald die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken spitzen, macht  sie sich wieder auf den Weg.
Es ist kurz nach Mittag, als sie wieder den Wolf hinter sich erblickt.
Er hat ihre Spur wieder aufgenommen.
Es blitzt und donnert hinter ihr und dicke Hagelkörner prasseln auf die Erde.
Der Wolf heult auf, als ein besonders großes Hagelkorn sein Fell trifft und verkriecht sich im Gebüsch.
Danke Hagel,“ murmelt Lucinda leise und läuft weiter.
Am Abend übernachtet sie in einer Felsengrotte.
Doch leider hat der Wolf auch am nächsten Tag wieder ihre Spur aufgenommen.
Aber wieder blitzt und donnert es und dicke Schneeflocken schieben sich wie eine Wand zwischen den Wolf und Lucinda.
Danke, Schneeflocke,“ flüstert diese und lacht glücklich auf, als vor ihr das Häuschen von Frau Holle auftaucht.
Sie läuft durch den Garten und klopft atemlos wenig später an die Tür.




Eine rundliche Dame mit roten Backen und freundlichen Augen öffnet.
Ach was für ein netter Besuch. 
Wer bist du denn und woher kommst du ? Wie hast du denn den Weg zu mir gefunden? Armes Mädchen, du bist ja ganz durchfroren,“ zwitschert sie.
Lucinda gelingt es endlich auch etwas zu sagen.
Bitte helfen sie mir, der weiße Wolf der Eishexe verfolgt mich.“
Frau Holle späht über ihre Schulter.
Das Schneegestöber hat inzwischen nachgelassen und nun sieht man den weißen Wolf, der in großen Sprüngen näher kommt.
Ts,ts,ts, keine Angst meine Kleine, er darf mein Gebiet nicht betreten. Komm herein und vergiss das dumme Tier.“
Wohlige Wärme empfängt Lucinda als sie Frau Holle in den großen Wohnraum folgt.
Diese wendet sich um und meint:
Zieh doch deinen Mantel aus und setzt dich. Möchtest du Kaffee, Tee oder Kakao?
Ach ich mach dir lieber einen Tee, der wärmt schön von innen und Kekse dazu, oder willst du lieber Kuchen. Vielleicht ein Käsebrötchen, Schinken wäre auch nicht schlecht. Warte mal, eine heiße Hühnerbrühe bei diesem Wetter, wie wäre es denn damit? Ach weißt du was, ich stelle mal von jedem etwas hin, dann kannst du es dir aussuchen.“
Lucinda schmunzelt, antworten brauchte sie wohl nicht.
Sie legt ihren Mantel auf einen freien Stuhl und setzt sich an den großen Tisch.
Frau Holle schnippt mit den Fingern und der Tisch füllt sich mit dampfenden Tassen und Schüsseln, Körbchen mit Brot und Brötchen verschiedener Sorten, Wurst, Käse und sonst noch allerlei.
Bedien dich meine Kleine, ich dachte ich serviere mal von allem etwas, dann kannst du wählen.“
Lucinda lässt es sich gut schmecken, um die Unterhaltung brauchte sie sich keine Gedanken zu machen.
Frau Holle fragte, antwortete, plauderte, erzählte, quasselte ununterbrochen.
Plötzlich lacht sie und meint entschuldigend:
Ich quatsch dir die Ohren voll, aber weißt du, ich bin sehr viel allein. Mein letzter angenehmer Besuch war die Goldmarie und das ist schon eine Weile her.
Doch ich sehe, es hat dir geschmeckt, vielleicht kannst du mir nun erzählen was dich zu mir führt.“
Lucinda lehnt sich angenehm gesättigt zurück und berichtet nun ihrer freundlichen Gastgeberin von ihren Erlebnissen.
Ts,ts,ts, schrecklich, schrecklich, aber keine Angst, du wirst deinen Mann wiedersehen.“
Tröstend tätschelt die alte Frau ihre Hand.
Aber sieh nur, es wird schon dunkel. Ich zeige dir dein Zimmer und und morgen früh sieht alles besser aus.