„Na,na,“ brummt eine Möwe, die auf einem Schneehaufen sitzt und verlegen mit den Flügeln schlägt.
„Wer
wird denn gleich weinen.“
„Ich
habe mein Amulett verloren, das Meeresheld mir gegeben hat, wie soll
ich denn je wieder nach Hause finden?“ klagt die junge Frau.
„Nun
hier kannst du sowieso nicht ins Wasser. Es ist das Gebiet der
Meerhexe und selbst der Wassermann kann dir nicht helfen, wenn sie
dich in ihre Finger bekommt.“
„Ich
weiß, ich war in ihrer Gefangenschaft!“
„Nun,
an Land kannst du hier auch nicht bleiben. Das ist das Gebiet der
Eishexe, der Schwester, der Meerhexe und wenn die Eishexe dich mit
ihrem Finger berührt, erstarrst du zu Eis.“
„ Ich
fühle mich jetzt schon wie ein Eiszapfen,“ Lucinda reibt ihre
Arme, „ aber was soll ich denn nur tun?“
„Aufhören
zu flennen und jammern!“
„Du
bist sehr unhöflich!“ beleidigt dreht Lucinda der Möwe den Rücken
zu.
„Und
du bist sehr dumm! Wie konntest du nur in das Gebiet der Meerhexe
gehen, hat man dich nicht gewarnt?“
„Aber
ich wurde entführt!“ ruft die junge Frau empört.
„Dann
warst du eben dumm, weil du dich entführen hast lassen.“
Wütend
stapft Lucinda davon.
Die
Möwe flattert hinterher und zerrt sie an den Haaren.
„Bleib
stehen du dummes Ding!
Du
läufst ja geradewegs auf den Palast der Eishexe zu!“
„Au!
Du tust mir weh!“
Zornig
schlägt die Wasserprinzessin nach dem Vogel.
Kreischend
fliegt dieser in die Höhe.
„Du
bist doch ein undankbares Geschöpf, ich sollte dich deinem Schicksal
überlassen.“
Leise
vor sich hin schimpfend setzt sich die Möwe auf einen kahlen Ast
und zerrt an ihrem zerzausten Gefieder.
Plötzlich
hebt sie den Kopf und blickt in die Ferne.
„Oh
weh! Die Eishexe hat deine Ankunft bemerkt.“
Ängstlich
blickt Lucinda sich um.
„Wo
ist sie?“
„Sie
ist in ihrem Eispalast, aber sie hat ihren weißen Wolf ausgesandt,
dich zu holen. Komm mit!“
Lucinda
rafft ihren zerrissenen Rock und läuft schnell hinter dem Vogel her.
Ihre
Schuhe sind im Wasser geblieben und die Kälte sticht sie wie spitze
Nadeln und der harsche Schnee verletzt ihre Füße.
Immer
wieder wirft sie ängstliche Blicke zurück zu dem weißen Wolf, der
immer näher kommt.
Die Möwe setzt sich auf einen Eisberg, der aus dem Wasser ragt und winkt aufgeregt mit den Flügeln einem Pinguin zu, der gemütlich auf einer Eisscholle dahintreibt.
„Pingu
hilf uns, der weiße Wolf ist hinter uns her!“
Der
Pinguin gibt der Eisscholle einen kräftigen Schubs und als sie das
Ufer erreicht springt Lucinda ohne lange zu überlegen auf die
schwankende Eisplatte.
Mit
einigen Flügelschlägen ist auch die Möwe bei ihnen und zu dritt
paddeln sie mit ihrem Boot aus Eis aufs offene Meer hinaus.
Am
Ufer aber steht der weiße Wolf, den Kopf erhoben und sieht ihnen
nach.
Dann
wendet er sich um und verschwindet.
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