In
der Ferne am Ende des Weges sieht sie das blühende Land der
Kräuterfee schimmern.
Doch
um dahin zu gelangen musste sie wohl erst einmal den schmalen Steg
bezwingen.
Sie
atmet noch einmal tief durch und betritt den engen Pfad.
Vorsichtig,
Schritt für Schritt, balanciert sie durch das Moor.
Rechts
und links blubbert und schmatzt es und immer wieder fliegt eine
schlammig braune Gischt auf den Weg und mehr als einmal kommt Lucinda
ins Taumeln.
Als
sie die Mitte des Weges erreicht hat, taucht die Moorhexe neben ihr
aus dem Schlamm auf.
Mit
kreischendem Gekicher fasst sie nach ihrer Tasche und versucht sie
ins Moor zu ziehen.
Lucinda
kämpft verzweifelt, dann streift sie die Ledertasche von ihrer
Schulter und beginnt zu laufen.
Von
der Wucht der Tasche fällt die Hexe mit einem Schrei zurück ins
Moor, dann setzt sie Lucinda nach.
Diese
hat fast das Kräuterland erreicht, da verschwindet auf einmal der
Weg vor ihr und das brodelnd Moor erscheint.
Mit
einem mutigen Sprung auf die Wiese rettet sich die junge Frau und
sinkt mit einem Weh laut zusammen.
Für
kurze Zeit verliert sie das Bewusstsein.
Sie
hört wispernde Stimmen, als sie wieder zu sich kommt.
„Wer
sie wohl ist? Oh wie ist sie schmutzig, voller Schlamm. Vielleicht
ist sie die Moorhexe?“
Lucinda
setzt sich auf und sieht lauter putzige kleine Männlein und Frauchen
, die erschrocken zurück weichen.
Die
Meeresprinzessin streicht sich das verschmutzte Haar aus dem Gesicht
und lächelt die kleinen Kräuterlinge an.
„Bist
du ein Bär?“ fragt ein kleines Dingelchen, dass ein Wams aus
blauen Brombeeren trägt.
„Nein,
ich bin die Meeresprinzessin Lucinda, aber die Moorhexe hat mich
voller Schlamm bespritzt.“
Sie
sieht an ihrem Kleid herab.
„Du
hast recht, ich sehe aus wie ein Braunbär.“
Zutraulich
kommen die kleinen putzigen Wesen näher.
Plötzlich
ertönt eine Stimme von oben.
Ich
bin eine Prinzessin, ist das nicht fein
Wenn
ich so hässlich wäre wie du, möchte ich
keine
sein
Hast
wohl gebadet im Moor
so
kommt es mir vor
Im
ganzen Land
ist
so eine hässliche Prinzessin nicht bekannt.
Lucinda
sieht nach oben und erblickt ein winziges Kerlchen, das mit dem Kopf
nach unten auf einem Ast schaukelt.
Auf
dem Kopf trägt es eine halbe Buchecker.
Und
während es heftig hin und her schaukelt, kommt auch schon das
nächste Gedicht:
„Nun
hat sie mich entdeckt
was
habe ich mich erschreckt
wie
ein Zotteltier siehst du aus
was
willst du von uns, welch ein Graus“
Eine
stämmig kleine Frau mit einem Kleid aus Kastanien kommt jetzt über
die Wiese.
„Ach
halt den Schnabel, Buchecker, deine Gedichte werden auch nicht
besser, wenn du noch so viele von dir gibst.“
Mit
einem Schwung bringt sich der kleine Dichter nach oben und sitzt nun
auf dem Ast.
Und
dann tönt das nächste Gedicht:
„Liebe Tanie, du bist ja nur ärgerlich
weil
dir nie gelingt so ein Gedicht
Denn
nur wo Geist und Weisheit besteht
Entsteht
ein begnadeter Poet.“
Lucinda
zwinkert Tanie zu, dann beginnt sie:
„An
meines Vaters königlicher Tafel
würde
man dich verspotten, wenn du so schwafelst
berühmte
Minnesänger und Dichter trugen ihre Werke vor
voller
Geist, Witz und Humor
über
deine dummen Sprüche
würden
nicht mal lachen die Mäuse in der Küche“
Die
kleinen Kräuterlinge jubeln und klatschen in die Hände.
Buchecker
aber verzieht sich beleidigt in den Gipfel des Baumes.
Lucinda
sieht ihm bedauernd nach.
„Nun
habe ich ihn beleidigt.“
Tanie
winkt ab.
„Der
ist nie lange böse und außerdem er war ja nicht sehr höflich zu
dir. Aber nun komm, wir bringen dich zur Kräuterfee und du wirst
sehen nach einem schönen Bad fühlst du dich wieder wohler.“
Lucinda
erhebt sich und begleitet von den kleinen Wesen wandern sie über die
Wiese.
Vor
einem schmucken kleinem Häuschen werden sie von der Kräuterfee
erwartet.
Lächelnd
streckt sie ihr die Hand entgegen.
„Frau
Holle hat mir vor einiger Zeit schon deine Ankunft angezeigt.“
Schmunzelnd
betrachtet sie Lucinda.
„Du
hast wohl eine Begegnung mit der Moorhexe gehabt?"