Dienstag, 11. Oktober 2022

Zwei Freunde, die sich wieder wieder finden.

 Im Moment liegt ein dunkler Schleier über der Welt und drückt auch uns auf die Stimmung. Deshalb sollten wir uns besonders ein wenig mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigen. Leben wir nicht in einem friedlichen Land und niemand muss hier hungern. Statt ewig zu jammern sollten wir dankbar sein und denen die Hand reichen denen es nicht so gut geht. Schenkt eurer Umgebung ein Lächeln oder auch Zeit.

Ich schenke euch eine Geschichte, die euch vom Alltag ein wenig ablenken soll. 

Viel Spaß beim Lesen!




Zwei Freunde, die sich wieder wieder finden.


Hoppe, hoppe Reiter, wenn er fällt, dann schreit er!“

Julchen saß auf der Rückbank in ihrem Kindersitz und 

ließ ihr Lieblingsstofftier, eine Giraffe auf ihren Knien 

auf und ab hüpfen.

Ihre Mutter blickt in den Spiegel und lächelte.

Leise sagte sie zu ihrem Mann:

Sie liebt das Stofftier, das ihr deine Schwester zum 

Geburtstag geschenkt hat.“

Tom grinste.

Mama, ich muss mal,“ rief Julchen von hinten.

Jutta seufzte und verdrehte die Augen, doch ihr Mann 

verlangsamte und bog in den Parkplatz ein.

An der Hand der Mutter, in der anderen ihre geliebte 

Raffi, lief Julchen in den Wald.

Noch während Jutta ihrer Tochter beim anziehen half, 

fielen einzelne Tropfen vom Himmel.

Und dann pladderte es los. Dicke Tropfen klatschten 

auf die Blätter und sprangen auf die Erde.

Jutta hob Julchen hoch und begann zu laufen.

Beide bemerkten nicht, dass die Giraffe Julchens 

Händen entglitt und auf dem schmutzigen zerwühlten 

Waldboden landete.

Erst zuhause angekommen, nachdem Julchen 

gebadet und die Mutter sie ins Bett gebracht hatte, 

fehlte das Stofftier, ohne das die Kleine nicht schlafen 

kann.

Der Vater stellte das ganze Auto auf den Kopf, doch 

Raffi war nirgends zu finden.

Es dauerte lange, bis Julchen sich in den Schlaf 

geweint hatte.

Raffi lag verlassen im Wald schmutzig und 

pitschnass. 

Ein eigenartiger Geruch stieg ihr in die Nase, nein  

erdig roch das nicht, eher so wie in Bauer Hennes 

Schweinestall.

Julchen hatte sie einmal mitgenommen, als sie die 

kleinen Ferkel besuchte.

Eine große runde Schnauze kam auf sie zu und Raffi 

rückte schnell zur Seite.

He lass mich in Ruhe!“

Hm, fressen kann man dich wohl nicht!“

Na, ich muss doch schon bitten!“ empörte sich das 

Stofftier.

Doch das Wildschwein hatte längst das Interesse 

verloren und lief davon.

Hallo, wer bist du denn?“

Ein kleiner Igel sah sie neugierig an.

Ich bin Raffi und mein Julchen hat mich hier im Wald 

vergessen.“ Und nun fing die Giraffe bitterlich zu 

weinen an.

Der Igel wusste gar nicht was er sagen sollte, doch 

zum Glück kam Frau Hase aus ihrem Bau.

Was ist denn hier los?“

Sie weint,“ hilflos zuckte der Igel die Schulter.

Aber , aber was ist denn los, meine Kleine?“

Liebevoll legte die Häsin ihre Pfote auf die Giraffe.

Und nun erzählte ihr Raffi schluchzend, dass sie hier 

im Wald verloren wurde und sie nicht wüsste wie sie 

jemals wieder zu ihrem Julchen zurück finden würde.

Nun lass den Kopf nicht hängen , alles wird gut. 

Weißt du was , komm erst mal mit in meinen Bau, du 

bist ja klatschnass. Kannst du aufstehen?“

 Raffi nickte und lehnte sich fest an den 

Baumstumpf  hinter sich und schob sich mühsam 

empor. 

Als sie stand flimmerte es ihr ein wenig vor den 

Augen.

Doch das ging schnell wieder vorbei und sie folgte 

der Häsin in ihren Bau.

Der Igel aber verschwand im Gebüsch.

Auf einem Baum saßen zwei Spatzen, die hatten alles 

beobachtet.

Xaver, der einen gemütlichen Bauch hatte und hier 

im Wald wohnte, wandte sich an seinen schlanken 

eleganten Vetter Rudi, der in der Stadt wohnte.

Das arme Ding, wenn wir ihr nur helfen könnten.“

Sie flogen davon.

 

Julchen weinte sich viele Nächte in den Schlaf.

Eines Tages kam Tante Rena und brachte ihr eine 

neue Giraffe mit. Das kleine Mädchen verschränkte 

trotzig die Arme vor der Brust und schüttelte den 

Kopf.

Das ist nicht Raffi, du kannst sie wieder mitnehmen!“

Dann lief sie weinend aus dem Zimmer.

Jutta und ihre Schwägerin sahen sich betroffen an.

Da hilft nur eins, „ meinte Rena energisch wir 

müssen Raffi wieder finden.“

Und wie stellst du dir das vor?“

Wir starten eine Suchaktion. Meine Freundin Ursula 

arbeitet doch als Reporterin beim Bernburger Boten, 

ich spreche mal mit ihr.“

Ursula war begeistert, dass war eine Geschichte wie 

die Leser sie lieben und sie überzeugte ihren 

Redakteur eine Belohnung auszusetzen für den Finder.

Einige Tage später kam der Artikel in der Zeitung.

Wie der Zufall es wollte saß der elegante Rudi gerade 

auf einem Fenstersims und putzte sich die Federn, 

als ein Mann seinen Kindern den Artikel vorlas.

Schnell machte der Spatz sich auf den Weg in den 

Wald.

Raffi tobte gerade mit den Hasenkindern herum.

Ihr gefiel es gut bei Familie Hase, nur abends weinte 

sie sich in den Schlaf. Denn sie vermisste ihr Julchen.

Rudi sah den Spielenden eine Zeitlang zu, dann 

räusperte er sich.

Niemand beachtete ihn, also rief er „Hallo!“

Die übermütige Gesellschaft tobte weiter.

Da wurde er wütend und schimpfte und zeterte, wie 

nur ein Spatz es kann.

Erschrocken sahen alle nach oben. Xaver kam 

angeflogen und setzte sich neben seinen Vetter.

Was machst du denn für einen entsetzlichen Lärm.“

Ist doch war, da komme ich extra den weiten Weg

aus der Stadt, um diesem komischen Stofftier etwas 

von ihrem Julchen zu erzählen und sie beachtet mich 

gar nicht.“

Raffi entschuldigte sich. „ Wir waren so vertieft in 

unser Spiel, seien sie bitte nicht böse, es war keine 

Absicht. Aber was wissen von meinem Julchen?“

Nun gut, ich habe wohl auch etwas überreagiert.

Ja ich hörte gestern ihren Namen.

Ich saß gerade auf einem Fenstersims, als ein Mann 

seinen Kindern eine rührende Geschichte über ein 

Mädchen namens Julchen und ihrem verlorenen 

Stofftier, einer Giraffe , vorlas.

Die Zeitung hat eine Belohnung ausgesetzt, wer das 

Stofftier bei der Zeitung abgibt. Du brauchst also nur 

zur Zeitung gehen und die bringen dich zu deinem 

Julchen.“

Aber wie soll ich denn zu der Zeitung kommen.“

Inzwischen hatten sich auch andere Waldtiere 

eingefunden und nun wurde beraten.

Ich wüsste jemand,“ meldete sich Maximilian, der 

Mäuserich, „Streuner, den Kater von Bauer Hinrich, er 

hat eine Freundin in der Stadt.“

Keine schlechte Idee,“ Rudi nickte, „ich werde mal 

zum Bauer Hinrich fliegen. Kommst du mit Xaver?“

Dieser druckste herum: „ ich weiß nicht, der Kater ist 

ein ziemlich ungefälliger Zeitgenosse.“

Der Mäuserich kicherte:

Stimmt es, dass dich Streuner einmal beinahe 

erwischt hätte.“

Xaver wurde rot.

Dann flieg ich alleine,“ bestimmte Rudi.

Der Spatz setzte sich auf eine hohe Kastanie, die 

mitten im Hof stand und rief zu dem Kater, der sich 

gerade das Fell putzte, hinunter:

Hallo Streuner, machst du dich stadtfein?“

Der Kater verengte seine Augen zu Schlitzen und fuhr 

sich mit der Zunge über das Maul.

Rudi lachte.

Das alberne Getue kannst du dir sparen, bis du auf 

dem Baum bist, schwebe ich schon in den Wolken.“

Streuner fauchte gereizt und drehte sich um.

Bitte bleib stehen, ich brauche deine Hilfe.“

Und nun erzählte ihm Rudi die traurige Geschichte 

von Julchen und Raffi.

Und was soll ich dabei machen?“

Du könntest die Giraffe in die Redaktion des 

Bernburger Boten bringen.“

Der Kater machte ein unwilliges Gesicht.

Nun mach schon, stell dich nicht so an,“ brummte 

Harro, der Hofhund.

Warum machst du es denn nicht!“

Weil ich auf dem Hof bleiben muss, während du 

kommen und gehen kannst wie du willst.“

Streuner wollte immer noch nicht so recht.

Harro zwinkerte Rudi zu.

Weißt du Streuner, wenn du das machst, wirst du 

vielleicht berühmt und denk nur was du dann deiner 

Susi erzählen kannst.“

Nachdenklich sah der Kater den Hund an und nickte 

dann.

Ich mach`s!“

Wenig später trabte Streuner mit Raffi im Maul durch 

den Wald. Voran flog Rudi.

 

Vor dem Redaktionsgebäude ließ der Spatz sich auf 

einer Weide nieder.

Als ein Mann das Gebäude verließ, rief er:

Schnell Streuner, lauf, bevor die Tür wieder zugeht.“

Der Kater stürmte die Treppen hinauf und schlüpfte 

zwischen den Beinen des überraschten Mannes in die 

Halle.

Ulli, der Volontär, der gerade am Empfang einige 

Papiere abgeben hatte, sah ihn zuerst.

Eine Katze!“

Der Sicherheitsmann, die Empfangsdame und Ulli 

liefen los, um sie einzufangen.

Streuner sauste kreuz und quer durch die große 

Halle, warf Blumenstöcke um, schlitterte über den 

Empfangstisch, wobei rechts und links Blätter 

herunter fielen.

Richard, der Fotograf kam in die Halle, stutzte, 

grinste und hob die Kamera.

Streuner hatte inzwischen die Treppe erreicht und 

jagte nach oben.

Ursula verließ gerade ihr Büro und staunte. als sie 

den Kater mit der Giraffe sah.

Nanu, du wirst mir doch nicht Raffi bringen?“

Völlig außer Atem kam der Sicherheitsmann die 

Treppe hoch, ihm folgte Ulli.

Streuner sauste in das Büro.

Ursula lächelte freundlich.

Herr Bauer, es hat sich erledigt, der Kater wollte zu 

mir.“

Dann wandte sich die junge Frau an den Volontär:

Ulli, würdest du bitte in die Küche gehen und ein 

Schälchen mit Sahne bringen.“

 

 


 
Ursula ging in ihr Büro und schloss die Tür.

Streuner hatte das Stofftier auf den Boden gelegt 

und saß nun wie eine Statue und blickte die junge 

Frau an.

Diese lächelte, "wenn du mir nur erzählen könntest 

wo du Raffi gefunden und woher du weißt, dass du 

ihn zu uns bringen musst. Aber das wird wohl ewig 

ein Geheimnis sein.“

Ursula hob die Giraffe auf und streichelte den Kater, 

der laut zu schnurren begann.

Es klopfte und Richard trat ein, in der Hand ein 

Schälchen, das er vor Streuner absetzte.

Hab es Ulli abgenommen, möchte sowieso mit dir 

sprechen,“ erklärte er.

Streuner schlabberte die köstliche Sahne, putzte 

sich, rollte sich zusammen und schloss die Augen.

Die Hetzjagd hatte ihn doch müde gemacht.

Bist du sicher, dass es das richtige Stofftier ist?“ 

wollte Richard wissen, der noch ein paar Fotos von 

Streuner gemacht hatte.

Ja, er hat eine Naht am rechten Ohr.“

Schaffst du es bis Redaktionsschluss.“

Ursula nickte und Richard eilte hinaus, um die Fotos 

zu bearbeiten.

Die junge Journalistin klappte den Laptop auf.

Eine Stunde später las sie zufrieden den Bericht 

noch mal durch, nahm die Giraffe und begab sich zu 

ihrem Chef.

Streuner aber lief mit ihr hinaus und die Treppe 

hinunter, wo ihm Herr Bauer höchst persönlich die 

Tür öffnete.

 

Am nächsten Tag war ein großes Bild von Streuner 

auf der Titelseite.


Ein Obdachloser wunderte sich, als er sich abends  

auf die Parkbank legte und sich mit einzelnen 

Zeitungsblättern zudeckte.

Denn ein großer Kater kam angeschlendert, 

schnappte sich ein Blatt und sauste davon.

Hinter einem Gartenzaun einige Straßen weiter 

lagen zwei Katzen aneinander geschmiegt und 

betrachteten voller Stolz ein Papier, auf dem der 

Kater abgebildet war.


Dass Julchen überglücklich war, als sie ihre geliebte 

Raffi endlich wieder in den Armen halten konnte, 

könnt ihr euch wohl denken.


Da Streuner als Belohnung mit einem Schälchen 

Sahne zufrieden war, hat die Zeitung den 

ausgesetzten Betrag an das Tierheim gespendet.



© Lore Platz

 


 

2 Kommentare:

  1. Wieder eine herrliche Geschichte Lore. Wieder was für's Herz in diesen trüben Zeiten. Ein echtes Märchen!

    AntwortenLöschen
  2. Ein neuzeitliches Märchen, tut der Seele gut.
    Man wünscht sich oftmals, die Sprache der Tiere zu verstehen.
    Recht hast du auch, ja wir Menschen sollten mehr aufeinander achten.
    Viele sind allein und brauchen Hilfe.
    Unserer vermissten alten Freundin geht es nun langsam wieder besser nach OP. Sie kommt sicher später noch zur Reha und dann muss der Soziale Dienst Hilfe organisiert haben. Wir bleiben aber dran.
    Danke liebe Lore

    AntwortenLöschen

WIR FREUEN UNS SEHR ÜBER JEDEN KOMMENTAR! MIT DER NUTZUNG DIESES FORMULARS ERKLÄRST DU DICH MIT DER SPEICHERUNG UND VERARBEITUNG DEINER DATEN DURCH DIESE WEBSITE EINVERSTANDEN.